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6. Woche (01. Juni – 07. Juni) – Ein Highlight jagt das nächste: Endlich Delphine, Kanal von Korinth und Athen

By 8. Juni 2024Juni 30th, 2024Familienauszeit, Griechenland

Karte mit aktuellem Standort

Golf von Korinth

Wir brechen morgens auf, es herrscht absolute Windstille, das Meer ist spiegelglatt. Unsere englischen Schiffsnachbarn in Galaxidi haben uns vorgeschwärmt, sie seien im Golf von Korinth ewig von Delphinen begleitet worden. Die Mädels hoffen so sehr, endlich auch Delphine zu sehen und setzen sich entsprechend vorne auf dem Bug auf die Lauer. In brütender Hitze ohne Schatten (da kein Segel oben) harren sie aus, schauen immer wieder mit dem Feldstecher… Jede Bewegung und noch so kleine Welle, jedes schwimmende Objekt wird zum vermeintlichen Delphin. Und plötzlich, da ist etwas. Wir ändern unseren Kurs und fahren näher ran. Und siehe da, zwar kein Delphin, aber eine schlafende grosse Meeresschildkröte, deren Panzer schon mit Muscheln bewachsen ist. Auf einmal bewegt sie sich hektisch, wir haben sie offenbar geweckt, schwimmt etwas verwirrt umher und taucht dann ab. Immerhin, ein erstes Highlight!

Weiter geht es. Wir sehen im Anschluss mehrere Meeresschildkröten und vor allem extrem viele Salpen. Die Mädels beginnen, die Delphine mit hohen Singlauten zu rufen. Ich sende einen Wunsch zum Universum. 🙂

Und dann kommen sie! Unsere Mittlere sieht sie als Erste schon von Weitem. Heillose Aufregung (und aufpassen, dass niemand vor lauter Freude ins Wasser fällt…). Sobald die Delphine uns wahrnehmen, wenden sie und kommen auf uns zu geschwommen. Was für ein Erlebnis, 20 Delphine die auf Quetzal zusteuern. Die Mädels quietschen vor Freude! Sobald die Tiere unser Schiff erreichen, gehen sie vor den Bug und schwimmen mit. Diese Eleganz, Leichtigkeit und Geschwindigkeit sind faszinierend. Man hat das Gefühl, sie würden praktisch ohne Bewegung vor Quetzal herschwimmen, fast wie fliegen, mühelos. Irgendeinmal nehmen wir das Gas heraus um zu schauen, was sie dann tun. Und prompt erhalten wir eine kleine Show. Zwei Delphine turnen vor dem Bug, drehen sich, machen Rollen, tanzen… Es hat auch mehrere Baby-Delphine. Wir schätzen die ganze Gruppe/Schule auf ca. 100 Tiere. Ein unvergessliches und magisches Erlebnis, das uns tief berührt.

 

Wir legen in einem etwas trostlosen Hafen in Vrachati an, der uns den ganzen Abend kräftig schön durchschaukeln wird. Hier sind wir aber bereits nahe am Kanal von Korinth, den wir am nächsten Morgen in Angriff nehmen wollen. Nach ein paar Versuchen hat sogar die elektronische Buchung und Bezahlung der Durchfahrt geklappt. Die griechischen Webseiten sind unserem IT-ler an Bord immer wieder ein Rätsel.

Kanal von Korinth

Wir haben die Durchfahrt durch den Kanal, die satte 300 Euro kostet, auf 11 Uhr morgens gebucht. Rechtzeitig machen wir uns auf den Weg. Vor dem Kanal melden wir uns per Funk an und werden angewiesen, zusammen mit einem anderen Segelschiff, das bereits (in einem Affenzahn) Warteschlaufen dreht, abzuwarten. Wir sind etwas aufgeregt. Plötzlich kommt der ersehnte Funkspruch „clear to go“. Wir werden angewiesen, dem anderen Segelschiff in gleichem Tempo zu folgen. Wir sind insgesamt drei Schiffe, die den Kanal passieren wollen. Es herrscht – zum Glück – Einbahnverkehr. Am Eingang wird die Brücke, welche über den Kanal führt, im Meer versenkt, damit die Schiffe durchfahren können. Alles klappt gut, bis auf unsere Mädels, die – einmal mehr – stänkern, weil sie die warmen und nicht immer so bequemen Schwimmwesten ausziehen möchten. Wir sind streng und erklären unmissverständlich, dass wir keine Lust haben, sie aus dem Kanal von Korinth herauszufischen und hier auch unmöglich wenden könnten, da der Kanal extrem schmal ist.

Die Durchfahrt ist eindrücklich und wir haben Glück, denn der Kanal war seit 2021 wegen eines Erdrutsches immer wieder gesperrt und erst seit Kurzem wieder regulär offen. Mit der Durchfahrt erspart man sich 325 Kilometer, die man ansonsten mit der Umrundung der gesamten Peloponnes zurücklegen müsste. Der Kanal trennt die Halbinsel Peloponnes vom griechischen Festland.

Über den Funk werden wir Zeuge von lustigen Missverständnissen zwischen der Kanalbehörde und einem anderem Segelschiff, das den Kanal durchqueren möchten. Die Behörde fragt den (unüberhörbar deutschen) Segler, mit welchem „agent“ er denn bezahlt habe (man kann die Kanaldurchfahrt auch über eine Art Reisebüro, eben Agent, buchen und bezahlen). Der Segler versteht allerdings „engine“ und beginnt in aller Ausführlichkeit, seinen Schiffsmotor zu beschreiben! Irgendwann wird es so absurd, wie die beiden aneinander vorbei reden, dass sich Pascal einschaltet und zu vermitteln versucht… Köstlich.

Die Felswände werden immer höher, schönes klares türkisblaues Wasser, am liebsten würden wir kurz reinhüpfen… Fünf Brücken überqueren den Kanal. Von einer springen sogar Bungeejumper hinter uns in den Kanal runter.
Am andern Ende kommen wir im Saronischen Golf an. Plötzlich wimmelt es nur so von riesigen Frachtschiffen, die vor Anker auf Rede liegen und warten, wohl auf Entladung bzw. Erlaubnis, anzulegen. Wir fahren unter Motor weiter südlich. Wir erkunden kurz eine Ankerbucht, die uns aber nicht ganz behagt, weil der Boden sehr steil abfällt und ankern schwierig macht. Zum Schluss können wir dann doch noch die Segel hissen, ganz gemütlich Richtung Agios Thomas segeln und im Decksschatten Griessbrei essen.

Agios Thomas

Der Anker fällt in Agios Thomas, einer wunderschönen kleinen Bucht, neben ein paar wenigen anderen Schiffen. Einmal mehr glasklares türkisfarbenes Wasser und eine unbewohnte Insel; es hat nur Ziegen und laute Möwen. Wir hüpfen so schnell wie möglich ins kühle Nass; wunderbar! Alle geniessen es, planschen mit Rettungsring und Luftmatraze. Unsere Jüngste ist eine richtige Wasserratte und bewegt sich völlig selbstverständlich mit ihren Flügeli im Meer. Hängematte raus, Entspannung!

Danach laufen die Geburtstagsvorbereitungen für die Jüngste auf Hochtouren. Die beiden Grossen legen sich voll ins Zeug. Eine Koje wird abgeschlossen, um Geschenke einzupacken, Ballone aufzublasen, Karten zu basteln… Abend wird dann der Kuchen gebacken (es ist eh schon heiss!) und der Teig für die gewünschten Pancakes zum Frühstück vorbereitet. Zur Ablenkung macht Pascal mit dem Geburtstagkind eine Dinghi Tour im Sonnenuntergang.

Am nächsten Tag herrscht Geburtstagsaufregung! Die Geschenkli werden etwas rationiert und über den Tag verteilt, damit die Freude etwas länger anhält. Die Menuwünsche sind Pizza zum Zmittag und Spaghetti zum Znacht. Telefone mit Götti und den Grosseltern trotz schlechtem Empfang in der abgelegenen Bucht.

Pascal und unsere Älteste kleben endlich das Quetzal-Logo vorne auf den Bug. Viel Baden und Judith, die übt, den Dinghi-Motor zu beherrschen und mit der Jüngsten und Grandma eine Ausfahrt zu eine der vielen Minibüchtli wagt. Prompt finden wir Skelette von Ziegenbabies, die offenbar über die Felsen runtergestürzt sind.

Abends geniessen wir an Deck den unglaublich schönen und unendlichen Sternenhimmel. Wir haben die kleine Bucht mittlerweile für uns ganz alleine… Die Mädels kommen ins Philosophieren über das Weltall, haben viele Fragen, sinnieren über die Welt, wie man diese verbessern könnte, was sie ändern würden wenn sie Weltpräsidentinnen wären. Wir staunen immer wieder, welche Gedanken sich so kleine Menschen machen und wie tolle Ideen sie bereits jetzt haben.

Aegina

Während der Nacht hat der Wind aufgefrischt, und wir stehen ganz anders. Bei 40-50 m Ankerkette kann es das Schiff um fast 100m verschieben. So sehr, dass Judith am nächsten Morgen behauptet, in einer ganz anderen Ecke der Bucht zu stehen.

Wir brechen auf in Richtung Aegina. Leider fällt der anfänglich angenehme Wind nach kurzer Zeit komplett zusammen und wir müssen ins Ziel motoren. In der Marina Aegina erhalten wir auf unsere Anfrage per Funk keine Antwort (keine Seltenheit hier). Wir beschliessen, dennoch kurz in die Marina einzulaufen und zu schauen. Der Anblick, der sich uns bietet, ist erschreckend: Gebrochene Stege, verlassene Schiffe… Schnell wenden wir, nichts wie raus! Wir legen im Stadthafen direkt an der Hafenpromenade mit all den Restaurants und hübschen Lädeli an. Die Mädels hüpfen immer ganz freudig an Land, wenn wir mal wieder direkten Landzugang haben.

Später kühlen wir am nahegelegenen Strändli ab, es ist heiss. Während der anschliessenden Dusche im Schiff gibts plötzlich einen heftigen Knall. Judith und die Jüngste eilen – eine behelfsmässig mit einem Duschtuch umhüllt, die Kleine splitternackt – aus der Dusche ins Cockpit, um zu schauen, was passiert ist. Offenbar hat eine der in den Hafen einlaufenden Fähren heftige Wellen produziert (sie rasen jeweils rein!) und unsere Badeplattform ist gegen die Hafenmauer geknallt und prompt an einer Ecke kaputt gegangen. Um noch grösseren Schaden zu verhindern, versucht Judith, die Plattform hochzuziehen. Was sich allerdings als nicht ganz einfaches Unterfangen herausstellt; mit einer Hand das Duschtuch haltend, mit der anderen die schwere Plattform hochziehen… Lina füdliblutt daneben… Dieses Mal bieten wir Hafenkino, was für ein Bild wir abgeben müssen!

Am nächsten Tag beschliessen wir, mit der Schnellfähre in 45 Minuten nach Piräus zu düsen, um die Akropolis in Athen zu besuchen. Einmal mehr ist mit 40 Grad brütend heiss. Mit viel Wasser erklimmen wir die beeindruckende Akropolis. Die Mädels sind etwas weniger begeistert als wir, machen aber dennoch mit und lauschen unseren Erklärungen. Stolz, oben angekommen zu sein, geniessen wir den Blick über Athen und Judith hat einmal mehr Hühnerhaut ob dieses geschichtsträchtigen Ortes.

Mit der Metro gelangen wir rasch und einfach zurück zum Hafen. Die Mädels sind – trotz des ohrenbetäubenden Lärms des alten Rollmaterials – beeindruckt von ihrer ersten Untergrundbahnfahrt.

Am Folgetag heisst es, wieder einmal Wäsche zu waschen, wir sind schon im Stadium vom Kleiderrecycling und ziehen immer wieder das gleiche an (an der frischen Luft riecht zum Glück niemand, dass wir etwas stinken…!). Wir finden eine Wäscherei, die bereit ist, unsere Wäsche zu waschen. Telefonisch melden wir uns an. Wir schleppen unsere Säcke mit insgesamt 25 Kilogramm Schmutzwäsche durch die engen Gassen. Bei der Wäscherei angekommen, sind wir etwas verunsichert. In einem kleinen Raum stapeln sich in alle Richtungen Säcke von Wäsche, vor dem Laden ist es schmutzig… Der Besitzer ist allerdings sehr willig, unseren Auftrag anzunehmen und schnappt sich rasch unsere Säcke, schmeisst sie – ohne Anzuschreiben – in eine Ecke, einige kippen um und der Inhalt entleert sich auf den Boden… Wir schauen uns etwas verunsichert an. Wir fragen, ob wir die Wäsche am nächsten Morgen abholen könnten. Nein, das gehe nicht, da sei er weg. Er verspricht aber, sie vis-à-vis in einem Laden abzugeben… Ob das wohl gut kommt? Wir gehen und fragen uns, ob wir wohl unsere Kleider jemals wieder sehen werden?!? Und lachen. Das wird schon klappen. Was es auch tut. Am nächsten Tag holen wir alles sauber und tiptop ab. Einfach alles etwas bleicher als zuvor; die verwendeten Waschmittel scheinen ziemlich scharf zu sein, dafür ist alles topsauber.

Abends unterhält unsere Älteste das halbe Restaurant mit einem Vortrag, wie gemeine Eltern wir seien und liefert eine wahre Show. Sie blüht richtiggehend auf. Wir erholen uns nicht mehr vor Lachen. Die Mittlere lauscht gespannt und kommentiert zwischendurch ganz trocken: „Sie hört gar nicht, was sie da alles sagt…“

Poros

Wir müssen uns von Grandma verabschieden und sind traurig. Segel hoch Richtung Poros. Die Mädchen sind heute sehr interessiert an Segeltheorie und horchen gespannt den Erklärungen. Die Kleinste ist beim Segeln manchmal drinnen und spielt etwas für sich oder mit jemandem von uns. Wir sehen nochmals Delphine, dieses Mal viel grössere. Zwei kommen kurz vor den Bug.

Poros ist ein hübsches Städchen, aber ziemlich Schikimikki. Wir entschliessen uns vor Anker zu gehen und nicht im Stadthafen anzulegen, weil wir gelesen haben, dass sich dort alles Mögliche im Anker verhedern soll. Nach drei Versuchen sind wir endlich zufrieden und der Anker hält. Es hat sehr viele Schiffe im Ankerfeld und wir sind etwas unentspannt, da es recht eng und stellenweise untief ist. Die Mädels spielen Hündchen und gehen an Deck spazieren… Später bauen sie mit Tüchern eine Höhle im Cockpit. In der Höhle gibts später noch zwei Checker Tobi Filme zu Griechenland und den alten Griechen.