Atokos
Die Insel Atokos ist diejenige Insel mit den Schweinen am Strand, der wir auf unserem Weg Richtung Süden bereits einen Kurzbesuch abgestattet hatten. Nun kreuzen wir also unsere Spur auf dem Weg nach Norden. Der Wind hat es nicht so mit uns und wir machen die ganze Strecke unter Motor. Dafür ist der Himmel klar und nicht von Saharastaub getrübt, wie bei unserem ersten Besuch, wo wir uns zudem auch noch warm anziehen mussten. Wir gehen in eine Bucht im Süden von Atokos. Die besser vor dem Wind geschützte Seite ist schon voll. Wir merken gut, dass die Saison nun gestartet hat. Es hat viel mehr Boote und die einsamen Buchten sind nur noch selten. Wir gehen gegenüber der vollen Seite vor Anker und legen eine Landleine. Mittlerweilen machen wir das schon völlig routiniert. Einmal mehr ist das Meer wunderschön türkisblau. Wir hüpfen ins Nass, um uns abzukühlen.
Irgendwann tauchen auch hier Schweine mit Ferkeln am Strand auf und suhlen sich im nassen Sand. Nach einer Weile zotteln sie wieder los und klettern flink einen steilen Weg hoch.
Wir schnorcheln so lange, bis unsere Hände ganz schrumpelig sind. Die Unterwasserwelt hat es uns allen angetan, diese dumpfe, friedliche Welt mit ihren farbigen Fischen und Schätzen ist wunderschön. Unsere Jüngste ist im Wasser voll in ihrem Element, immer wieder sagt sie „härrlich“ oder „wunderbar!“. Sie taucht problemlos längere Zeit unter Wasser und „krault“ bereits (was allerdings einem wilden Kreisen mit den Armen ähnlicher sieht). Oder sie hängt sich einfach an den Rücken oder den Arm eines Erwachsenen und lässt sich ganz entspannt mitziehen.
Mit dem Dinghi erkunden wir die Felsen, die wie gefalteter Blätterteig aussehen. Die Felsen bieten offenbar auch den zahlreichen Schwalben, die hier morgens wie wild und freudig laut zwitschern, Schutz und Nistplätze. Abends bestaunen wir einmal mehr den unendlichen Sternenhimmel und lesen mit Taschenlampen an Deck von der Hexe Willow vor.
Uns gefällt es so gut, dass wir eine zweite Nacht anhängen. Die Mädels reklamieren immer, wenn wir am nächsten Tag wieder weiter wollen.
Ormos Desimi / Lefkada
Wir sind gespannt auf Ormos Desimi, da dies die erste richtige Ankerbucht am Anfang unserer Auszeit war. Damals, Anfang Mai, hatte sie es uns so richtig angetan, so dass wir gleich mehrere Tage blieben. Wie werden wir die Bucht erleben nach all den vielen anderen traumhaft schönen Orten? Und insbesondere in der mittlerweile überall spürbaren Hochsaison?
Den Weg dorthin können wir zu einem guten Teil auf einem angenehmen Halbwindkurs zurück legen. Wir hängen so entspannt und gedankenverloren im Cockpit, dass wir plötzlich aufschrecken als wir ein anderes Segelschiff unweit vor uns entdecken. Es segelt in die gleiche Richtung und war – durch unser Vorsegel verdeckt – nicht ohne weiteres zu sehen. Wir passen den Kurs an und überholen. Einmal mehr fragen wir uns, was gewisse Leute bei Segeln überlegen (oder eben nicht). Sie haben ihr Dinghi vorne am Bug ganz kurz festgebunden. Es schlägt in den Wellen, knallt an die Bordwand, reisst am Festmacher… es tut uns nur schon beim Zuschauen weh.
Kurz vor dem Ziel, zwischen Meganisi und Lefkada, ist es dann fertig mit Segeln. Wir nehmen für die letzten „Meter“ den Motor zu Hilfe. In Ormos Desimi angekommen, bestätigen sich unsere Befürchtungen. Die Bucht ist voll mit Schiffen, ca. 18 Stück. Wir drehen eine Runde und finden etwas ab vom Gewusel einen überraschend tollen Platz. Wir lassen den Anker ins türkisblaue Nass fallen. Dabei achten wir immer darauf, auf Sand zu ankern, denn es gibt in ganz Griechenland geschützte Seegraswiesen (Poseidonia), wo man nicht ankern darf (viele tun es trotzdem). Wir können relativ nah am Ufer ankern und die Landleinen grenzen uns fast ein bisschen unseren eigenen Badebereich ab. Einmal mehr: Traumhaft! So sehr, dass die meisten der Familie gleich mit den Kleidern ins Wasser hüpfen!
Wir bleiben zwei Nächte und baden, was das Zeug hält. Die Mittlere hüpft nun bereits mutig ohne Schwimmweste ins Wasser, taucht und traut sich immer mehr. Eindrücklich, wie schnell Kinder Fortschritte machen.
Abends ziehen wir uns auf Anweisung der Ältesten chic an (so chic das eben geht mit unseren Seglerkleidern…) und gehen am Strand in ein Resti. Es ist viel viel voller als noch im Mai.
Am nächsten Tag nach einem Morgen voller Streit und schlechten Launen dürfen wir zur allgemeinen Freude den Pool vom kleinen Hotel am Strand benutzen. Auch das ist mal schön, Tauchen ohne Salzwasser in den Augen. Obwohl der Pool in einem etwas desolaten Zustand ist (die Mädchen tauchen etwa hundert von der Poolwand gelöste kleine Glasplättli hoch), sind die Kinder nicht mehr raus zu bekommen und üben weiter Hüpfen, Tauchen, Purzelbäume und Rollen.
Am letzten Tag gibt es zum Abschluss gibt es noch ein leckeres Zmorgen mit wunderschönem Blick auf die Tranquille Bay im Café Thea inkl. Pancakes und Caffee frappée.
Nach einem letzten Hüpfer an unserem „Privatsträndli“ lösen wir schwimmend die Landleinen und brechen auf.
Preveza
Die Fahrt nach Preveza ist uns schon sehr vertraut, da wir bereits drei Mal die Schwimmbrücke bei Lefkada passiert haben. Trotzdem schaffen wir es, zu einer vollen Stunde bereit zustehen, zu welcher die Brücke dann doch nicht öffnet. Wir ärgern uns etwas über uns selbst, da die Brückenöffnungszeiten auf der digitalen Seekarte korrekt angegeben wären, wir uns aber von einem offensichtlich falschen Kommentar auf einer Segelplattform haben fehlleiten lassen. Immerhin waren wir nicht die einzigen. Es standen noch 3-4 weitere Schiffe bereit. Es ist übrigens gar nicht so einfach, bei Seitenwind in einem schmalen Kanal mit 20 – 30 Metern Breite einfach stehen zu bleiben. Ohne Fahrt drückt der Wind den Bug weg, weil da kein Kiel oder Ruder gegen hält. Wir müssen also immer wieder den Bug in den Wind drehen, um nicht im Ufer zu landen. Wir entscheiden uns, die Stunde zum Volltanken in der Marina Lefkada zu nutzen und drehen um. Es ist einfacher an der Tankstelle festgemacht zu sein, als das Schiff eine Stunde lang in Kanal einigermassen auf Postion zu halten. Zudem gibt es dort noch ein kühles Büchsli mit Zuckerwasser aus dem Automaten!
Um 16 Uhr klappt es dann mit der Durchfahrt. Es ist immer ein Spektakel, wie ca. 20 Boote aus beiden Richtungen im Schneckentempo auf die Schwenkbrücke zu tuckern. Damit immerhin noch bei einem weiteren Boot eine Frau am Steuer steht, übernimmt Judith die Durchfahrt.
Auf der anderen Seite bläst ein kräftiger Wind und es hat hohe Wellen. Unserer Mittlere installiert sich ohne zu zögern auf ihrem Lieblingsplatz ganz vorne auf dem Bug und lässt sich durchschaukeln und nassspritzen. Ab und an taucht die Nase von Quetzal regelrecht ins Wasser!
Auch bei der Hafeneinfahrt pustet der Wind noch immer stark. Ein Marinero kommt uns mit seinem stark motorisierten Dinghi zur Hilfe. Wir fahren rückwärts in den Hafen rein, er stabilisiert Quetzal steuerbords am Bug gegen den Wind, so dass wir nicht schräg werden. Wir fragen während des Reinschiebens, ob denn noch ein weiterer Marinero komme, um beim Festmachen zu helfen. Er lacht und erwidert „Don’t worry, I will do that as well“. Und tatsächlich, kaum sind wir nahe genug am Steg, düst er mit dem Dinghi voller Karacho auf die andere Seite von Quetzal, fährt leicht in den Steg, steigt gleichzeitig aus – mit der Festmacherleine selbstverständlich bereits in der Hand – macht das Dinghi fest und schnappt unsere Leine. Alles innert weniger Sekunden. Wow. Wir sind beeindruckt. Judith nennt ihn „Superman“, er lacht.
Freudig erwarten wir mal wieder eine schöne Hafendusche. Pascal macht sich mit zwei Mädchen auf den Weg. Wenig später kommen sie, noch einshamponiert, wieder zurück. Das Wasser tröpfelt nur in der Dusche, offenbar gibt es aktuell ein Problem mit dem Wasser. Dann doch Schiffsdusche, das Wasser am Steg scheint zu funktionieren und wir füllen schnell unsere Tanks, solange es fliesst.
Abends gehen wir in die Taverne Panos, die wir bereits kennen. Leckeres griechisches Essen in einer sympathischen Familientaverne. Bald hören wir vom Nachbarstisch Schweizerdeutsche Gesprächsfetzen. Beim Gehen kommen wir ins Gespräch und schnell zeigt sich, dass die Leute aus der gleichen Region kommen wie Judith. Da sie ebenfalls eine Dufour haben, ein etwas neueres Modell als Quetzal, gehen wir kurzerhand auf Schiffsbesuch. Sie haben bereits ausgewassert und es heisst über eine Leiter ins Schiff zu klettern. Aber das ist auch für unsere Jüngste kein Problem. Lange plaudern wir und tauschen Erfahrungen und Erlebnisse aus.
Das letzte Mal waren wir von den Werftmitarbeitern beeindruckt, die kurzfristig und in nur 20 Minuten den Starter unserer Schiffsmotors ausgetauscht haben. Dieses Mal sind wir weniger begeistert. Wir hatten eine Woche zuvor bei der Reservation eine Liste mit kleineren Arbeiten geschickt. Am Tag der Ankunft kriegen wir eine Mail, sie hätten keine Zeit für die Arbeiten (die Reservation war schon früher bestätigt worden). Wir ärgern uns ein erstes Mal. Am nächsten Morgen kommen dann doch zwei Werftmitarbeiter aufs Schiff und wollen sich den Motor anschauen, der bei Starten immer noch Macken macht. Natürlich springt der Motor, wie immer, wenn wir es jemandem zeigen wollen, sofort an. Sie meinen, es sei ja alles in Ordnung. Auf Pascals Hinweis, dass es möglicherweise ein elektrisches Problem ist, meinen sie, davon hätten sie keine Ahnung, sie seien keine Motorenelektriker. Ein solcher sei auch nicht verfügbar. Ziemlich arrogant gehen sie wieder von Bord, ohne uns geholfen zu haben.
Ein weiteres kleineres Drama gibt es dann auch noch mit unserem ausgetauschten Starter und der Ersatzlichtmaschine. Wir wollten die bereits beim ersten Besuch zum Service da lassen. Der Mitarbeiter meinte dann aber, es sei eine kleine Sache, wir sollen es einfach bei nächsten Besuch machen lassen. Denkste, trotz der erwähnten Vorankündigung, werden wir ohne Ersatzstarter und Lichtmaschine nach Korfu aufbrechen, weil sie zu einem Externen gebracht wurden. Uns bleibt nur zu hoffen, dass wir die Dinger irgendwann mal wieder sehen.
Wir haben den Mädchen versprochen, dass sie einmal während unserer Auszeit einen ganzen Tag lang Filmli schauen bzw. gamen dürfen. Heute ist nun der Tag gekommen und wir nutzen ihn dafür, am Schiff Unterhaltsarbeiten auszuführen.
Pascal streicht das in Kalamata angefertigte Bodenbrett, damit wir wir es endlich wieder in der Dusche verwenden können. Judith beendet den Service der beiden letzten Pump-WCs; Duschen im Anschluss war schon lange nicht mehr so befreiend und gut!
Unsere Älteste führt ein Video-Telefon mit ihrer Klasse, um sich vor den Sommerferien und dem Klassenwechsel noch verabschieden zu können. Dem Kindergarten werden von der Mittleren noch die letzten Sprachnachrichten und Fotos geschickt.
Die Marina ist relativ klein und so dürfen unsere Mädchen morgens alleine im kleinen Hafenladen fürs Frühstück einkaufen gehen. Ein Highlight; sie kaufen frisches Brot, Avocados, Orangensaft… Und sind mächtig stolz.
Es ist wahnsinnig feucht und windig. Die Wellen spritzen über den Steg und es schaukelt uns, trotz Hafen, recht durch. Wir installieren zum ersten Mal unseren Entfeuchter, der mit Landstrom funktioniert im Schiff, nachdem unsere Anzeige über 70% Luftfeuchtigkeit anzeigt. Unglaublich, wie viel angenehmer es danach zum Schlafen ist.
Am nächsten Tag erleben wir ein Horror-Anlegemanöver von einem älteren deutschen Paar. Sie versuchen mehrfach, seitlich im Hafen am langen Steg anzulegen. Kein Marinero ist in Sicht. Judith eilt zur Hilfe. Es wird aber nicht besser. Der Mann am Steuer zielt viel zu schnell auf den Steg zu, das Boot ist genau mit 3 Fendern seitlich geschützt (wir haben jeweils etwa doppelt so viele). Die geworfene Leine ist zu kurz, der Mann weist Judith an, einfach festzubinden, geht aber nicht vom Gas und reisst wie ein Verrückter an der Klampe. Beim dritten Versuch donnert er noch in die Wasser- und Stromsäule und knickt diese. Auf Judiths Frage, warum sie die Marina nicht anfunken würden, meinen sie, es würde keiner antworten. Irgendwann wird es Judith zu bunt und sie läuft davon, sie will hier nicht mehr helfen… Zum Glück kommt dann doch noch ein Marinero und macht sie mit Mühe und Not fest.
Nach den Deutschen kriegen wir es auch noch mit den Österreichern zu tun 🙂 Ein älterer Österreicher legt neben uns an. Wir plaudern und er erzählt uns ein bisschen von sich und dass er gerade alleine von Italien hierher gesegelt sei und auch schon in der Schweiz Segelerfahrungen gesammelt habe. Alles gut soweit. An diesem Tag sind unsere Kinder besonders schlecht gelaunt, es kommt ständig zu Streit und es ist ein heilloses Gezanke und Geschrei an Bord. Das Ganze gipfelt darin, dass sich die drei lautstark an Deck zoffen, wer nun welche Seite von Quetzal mit welchen Hilfsmitteln (Lappen, Bürste, Besen…) putzen darf. Irgendwann taucht der Österreicher auf und beschwert sich über den Lärm. Es könne doch nicht sein, dass Kinder ständig am Schreien seien und überhaupt, er habe schon nachmittags nicht schlafen können wegen unserer Kinder. Judith ist sehr dankbar, dass sie in dem Moment unter der Dusche steht und Pascal die Situation meistern muss…! Unseren Kindern macht die Beschwerde zum Glück etwas Eindruck und sie nehmen sich zusammen, naja, immerhin ein kleines Bisschen.
Am letzten Abend gehen die Mittlere und Judith am Strand joggen. Sie finden wunderschöne Muscheln, wo noch beide Seiten zusammenhängen und Pflanzen. Und sehen auch extrem viel Abfall, der Strassenrand entlang des Strandes ist übersät und voll mit Plastik und Abfall. Irgendwann wird vieles davon im Meer landen.