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10. Woche (29. Juni – 05. Juli) – On the „road“ again, der schönste Strand Griechenlands und zurück im Ionischen Meer

By 6. Juli 2024Juli 27th, 2024Familienauszeit, Griechenland

Karte mit aktuellem Standort

Wegen angekündigten Starkwinden verschieben wir unsere Abfahrt von Kalamata um einen Tag, da wir keine Lust haben, bei 20 – 30 Knoten zu segeln. Als wir aufbrechen, weht ein immer noch relativ starker Wind und leider für den ersten Teil der Etappe nach Sapientza auch aus der falschen Richtung. Wir frühstücken unterwegs und müssen aufkreuzen, kommen aber zum Glück gut voran. Auf der Höhe von Koroni passt es dann besser mit der Windrichtung und wir düsen mit Krängung, was nicht alle an Bord gleich toll finden, durch den Messenischen Golf und um das Kap Akritas. Dort kriegen wir dann nochmals kräftigen Wind auf die Nase und müssen den Motor zur Hilfe nehmen, um nicht erneut aufkreuzen zu müssen.

Sapientza

Das Tagesziel ist die kleine Insel Sapientza. Wir finden eine hübsche Ankerbucht, die wir uns mit einer etwas grösseren Motoryacht teilen. Wie meistens beruhigt sich der Wind am Abend und wir haben eine angenehme Nacht vor Anker. Am Radio hören wir das EM-Spiel Schweiz Italien und jubeln beim 2:0! Znacht, duschen, gemütlich… Am Abend taucht noch ein riesiger Dreimaster auf und ankert weit aussen zwischen den Inseln. Nach einer Stunde ist er dann aber auch schon wieder verschwunden.

Ormos Navarinou

Am nächsten Tag geht es gleich weiter. Es ist eine etwas kürzere Etappe angesagt. Wir motorsegeln an Methoni vorbei. Ein kleines, historisches Städtchen mit eindrücklichen Festungen an der Küste. Mittlerweile hören wir viel Musik an Deck, es gibt eine Kinder-Playlist und eine der Erwachsenen, es wird brav abgewechselt und wir versuchen, unseren Mädels ein paar Musikklassiker näher zu bringen (mit mehr und weniger Erfolg…). Unsere Kleinste schläft, eingewickelt in ein paar Tücher, am Boden des Cockpits ein – wahrscheinlich ist sie etwas seekrank von den grossen Wellen. Wir andern spucken Kirschen-Steine in hohem Bogen über die Reeling (oder aufs Deck!). Bei Pylos fahren wir in die riesige Bucht (Ormos) Navarinou und ankern an deren nördlichen Ende vor einem grossen Sandstrand, wo bereits etliche weitere Schiffe vor Anker sind.
Es pustet mit 20 Knoten, wir lassen zum ersten Mal unseren kleinen Drachen-Schmetterling steigen. Abends lässt der Wind nach und wir gehen mit dem Dinghi an den Strand. Die Abendstimmung ist wunderschön, die Mädchen vergnügen sich mit Stöcken, Sand, Muscheln, plaudern und alle sind happy.

Wir bleiben zwei Nächte und nutzen die Gelegenheit, den nahegelegenen Traumstrand Voidokilia Beach zu Fuss zu entdecken. Nach einem riesigen Gstürm kommen wir nach einem 20-minütigen Spaziergang entlang von schmalen, teilweise etwas zugewachsenen Wegen irgendwann irgendwie doch noch an. Es hat sich gelohnt; kristallklares Wasser, heller Sand, Fische, schöne Dünen, wow. Leider holen sich zwei der Mädchen den ersten Sonnenbrand am Rücken. Bei viel Baden und Spielen im Sand hilft Sonnenschutzfaktor 50 alleine auch nichts. Wir verordnen in Zukunft wieder UV-Shirt Pflicht in solchen Momenten.

Pascal muss zurückeilen, ein Meeting steht auf dem Programm. Die Frauen bleiben am Strand. Einmal mehr führen wir lustige Gespräche. Die Älteste findet, sie wolle keinen Mann, da habe man nur Probleme. Die Mittlere hingegen fände es praktisch, wenn Männer/Frauen vor dem eigenen Haus durchlaufen würden und man dann jemanden auswählen könnte…

Katakolo

Der Tag startet turbulent; Judith will einen Zopf backen und beim Öffnen der Ofentüre fällt die mit heissem Kaffee gefüllte Cafetière vom Schwenkherd/Ofen und verbrennt Judith am Kopf und Oberkörper. Judith schreit – die Jüngste weint vor Schreck. Der Zopf ist ebenfalls voll mit Kaffee… Zum Glück ist alles halb so schlimm, keine bleibenden Verbrennungen und der Zopf brutzelt nach einer Dusche doch noch im Ofen.

Ursprünglich hatten wir geplant in zwei Etappen nach Katakolo zu fahren. Da wir aber gegen die vorherrschende Windrichtung unterwegs sind, nutzen wir die sich gemäss Windverhersage bietende Gelegenheit und überspringen den Halt in Proti, um nicht alles gegen den Wind motoren zu müssen. Wir haben Glück und der Plan geht auf. Einen guten Teil der über 50 Seemeilen (ca 92 km) können wir mit Halbwind (Wind von der Seite) fahren. Und wir werden sogar nochmals von Delphinen begleitet. Zu Beginn sind es mehrere, irgendwann ist es nur noch ein kleiner. Wir haben das Gefühl, es sei noch ein junger Delphin, ab und zu kommt ein grosses Tier zurück – Mama oder Papa?!? – als ob sie ihn zurückholen möchten, schwimmen etwas mit, gehen wieder. Er bleibt wacker vor dem Bug und begleitet uns mit so einer erstaunlichen Nähe zum Rumpf und so einer Gekonntheit… Irgenwann kommt wieder ein grosser und die beiden verschwinden. Offenbar musste der Kleine zurück in die Delphinschule (so die Interpretation unserer Mädchen). Unsere Jüngste ist etwas seekrank, es ist heute sehr heiss und feucht. Irgendwann schläft sie auf Judith liegend in der Koje ein.

Dank des guten Windes schaffen wir es sogar noch bei Tageslicht anzukommen und im Stadthafen ein Plätzchen zu finden. Als wir ankommen, steht da ein wild gestikulierender Mann am Quai und ruft uns zu, wo wir anlegen sollen. Gemäss Karte ist der Hafen an gewissen Stellen untief und wir sind immer etwas skeptisch, wenn sich in Stadthäfen jemand aufdrängt. Wir sind unschlüssig und jagen den armen Kerl mit unserer Suchfahrt sage und schreibe vier mal hin und her. Letztlich gehen wir zwischen zwei weiteren Segelschiffen römisch-katholisch mit dem Heck an den Steg. Es stellt sich heraus, dass er tatsächlich der legitime Hafenmeister ist. Er nimmt es uns nicht übel und bittet uns, später bei ihm im Büro vorbeizuschauen. Das Büro stellt sich dann als das schnuckeligste Hafenbüro heraus, das wir bisher angetroffen haben.

Wir liegen neben dem Schiff eines deutschen Paars mit einem kleinen Jungen. Nach kurzem Plaudern sitzen schon alle bei uns an Bord beim Apéro. Die Kinder sind völlig voneinander angetan und die Mädels lieben es zu „bäbelen“. Sehr sympathisch und cool. Zudem sind die beiden Kinderärzte; wir fühlen uns super aufgehoben, umso mehr, nachdem wir den riesigen Notfallkoffer bei ihnen an Bord gesehen haben!

Wir bleiben einen Tag hier. Putzen und Waschen ist angesagt, arbeiten und Schule machen. Das Minidörfli wird jeden Tag von riesigen Kreuzfahrtschiffen geflutet. Sie legen morgens an und dann ist Schluss mit der friedlichen Stimmung. Hunderte von Touristen überschwemmen den Ort und besuchen von hier aus mit dem kleinen Zug (übrigens einer von Stadler) oder den bereitstehenden Taxis/Bussen das nahe gelegene Olympia. Abends werden sie von den Kolossen wieder geschluckt und fahren weiter. Irgendwie absurd.

Bevor wir weiterfahren taucht Judith noch die Schutzdeckel unseres Fernglases vom Hafenbecken wieder hoch, die der Mittleren am Tag zuvor über Bord gefallen waren (aber erst, nachdem sie im Internet abgecheckt hat, ob man Ersatz bestellen könnte; kann man nicht, zu altes Modell, somit keine Wahl, hopp…). Es kostet viel Überwindung, im Hafen hat es Quallen, Schlick, Ketten, Dreck, Öl… Die Klappen sind nicht mehr so gut sichtbar, weil sie schon etwas mit Dreck bedeckt sind. Nach ein paar Anläufen und angefeuert vom Familienpublikum gelingt die Bergung aus ca. 3-4 Metern Tiefe.

Zakynthos

Wir machen uns auf den Weg, anfangs hat es keinen Wind, doch irgendwann kommt er und wir können doch noch etwas Segeln.

Gemäss Navily soll es im Stadthafen von Zakynthos einen dieser „offiziellen Agenten“ geben. Tatsächlich steht Alex bei unserer Ankunft mit seinem Roller am Quai. Wir legen an einem freien Platz an und teilen ihm mit, dass wir nicht an seinen Diensten interessiert sind. Er behauptet, wir könnten da nicht bleiben, weil da jeweils ein Ausflugsboot stehe und zeigt auf eine dicke Leine an Land, die von diesem Boot stammen solle. Wir geben nach und suchen uns einen anderen Platz. Er lässt uns in Ruhe. Pascal ist es dann aber nicht ganz wohl, Quetzal alleine zu lassen während Alex links und rechts von uns weitere Schiffe anlegen will, was er uns mit einem etwas drohenden Unterton unterbreitet. Während Judith und die zwei Kleinen in die Stadt essen gehen, bleibt er und die Älteste an Bord. Sie werden Zeuge ein paar interessanter Anlegemanöver und sind froh, an Bord geblieben zu sein. Da ist das italienische Schiff, das nach zwei oder drei Versuchen bei starkem Seitenwind endlich einigermassen gerade neben uns reinfährt, aber stecken bleibt, weil die Ankerkette zu kurz ist. Also alles nochmals von vorne. Im x-ten Anlauf klappt es endlich. Auf der anderen Seite steht mit etwas Abstand ein österreichisches Schiff. Als weitere Schiffe reinkommen, sollte er sein Schiff etwas seitlich verschieben, um Platz zu schaffen. Der Eigner weigert sich aber standhaft, etwas zu tun. Erst durch Pascals Vermittlung und aktiver Mithilfe beim Verholen lässt er sich bewegen, um Platz für ein weiteres Schiff zu machen. Gleichzeitig wird die Älteste Zeugin des, wie sie sagt, „lustigsten Anlegemanövers ever“ („ever“; ein allgemein vielgehörter Ausdruck aktuell…). Ein Segelschiff einer Familie mit tussiger Teenytochter (so ihre Worte), kommt mit nur zwei Fendern rein. Die Crew eines grossen Luxussegelschiffs gleich daneben ist schon etwas angespannt und steht mit weiteren Fendern bereit, um ihr auf Hochglanz poliertes Schiff zu schützen. Beim Versuch die Festmacherleine zu werfen fällt die Markierboje über Bord und der Skipper auch fast. Beim nächsten Versuch wirft die Teenytochter mit langen Gelfingernägeln sichtlich angewidert eine Leine, die aber hoffungslos zu kurz ist und entsprechend im Wasser landet. Irgendwann schaffen sie es dann aber auch noch ihr Schiff fest zu machen. Unsere Älterste kugelt sich vor Lachen, als sie ihre Erlebnisse erzählt.

Wir bezahlen die € 8.50 für den Liegeplatz beim offiziellen Hafenbüro. Der selbsternannte „offizielle“ Agent wollte für das Gleiche ganze 50 Euro haben. Eine ziemlich dreiste Masche. Nach einem Gespräch mit dem Hafenbüro erfahren wir, dass hier offenbar etwas mafiöse Verhältnisse vorherrschen und das kleine Büro des offiziellen Hafens, welches zur Unterbindung dieser Aktivitäten nun im Hafen aufgestellt worden ist, seltsamerweise auch schon mehrfach beschädigt worden ist. Dummerweise befindet sich das eigentliche, grosse Hafenbüro ganz am anderen Ende des grossen Hafens, was bisher offenbar Tür und Tor für Abzockerei geöffnet hat.

Das Städtchen ist sehr touristisch und gefällt uns so lala. Die Mädchen freuts, dass auch Mats, der kleine Junge, den wir in Katakolo angetroffen haben, da ist. Sie besuchen ihn und sie besuchen uns, Mats liebt unseren glänzenden Abfalleimer, all die Spielsachen auf unserem Schiff und die Bespassung durch unsere drei Mädchen.

Poros Kefalonia

Am nächsten Tag geht es bereits weiter auf die Insel Kefalonia. Es pustet wie verrückt und hat richtig Welle, als wir in Poros ankommen. Auf dem Hafenfunk antwortet niemand. Wir fahren kurz in den kleinen Hafen rein, entscheiden uns dann aber, dass es uns zu heikel ist, bei dem wenigen Platz und den unklaren Tiefenverhältnissen alleine anzulegen. Wir lassen den Anker vor dem Hafen fallen und machen es uns gemütlich. Es wellt und schwankt ziemlich fest, zum Glück sind wir bereits seefest. Nach dem Znacht entscheiden wir uns kurzerhand für einen Filmabend und schauen im Cockpit mit Decken die Konferenz der Tiere.

Am nächsten Morgen besuchen wir das kleine Dörfchen. Der Strand und die kleinen Mini-Büchtli sind wunderschön. Beim Frühstück sehen wir zum ersten Mal Zykaden. Etwas später entdecken wir noch eine kleine Gottesanbeterin. Ein Australier, der zufällig daneben steht, sagt uns, dass die Gottesanbeterinnen gerne auf die Hand genommen würden. Wir testen es und prompt klettert sie wie wild auf uns allen herum.

Nach einem erfrischenden Bad von der Badeplattform (die Mädels werden immer mutiger und die Mittlere hüpft bereits selbstsicher ohne Schwimmweste ins Wasser) ziehen wir weiter mit Ziel Atokos.