Antipaxos
Nach einem letzten Brötlikauf im Hafenladen machen wir uns auf in Richtung Norden. Am Anfang kommt der Wind aus der Richtung, wo wir hin wollen. Also heisst es Hart am Wind aufkreuzen. Wir segeln erstmal raus in der Hoffnung, etwas weiter vom Land besseren, resp. anderen Wind zu haben. Unsere Jüngste kommentiert den Kurs aufs offene Meer ganz trocken mit: „Dann segeln wir halt nach Amerika!“ Nach zwei Wenden stellt auf halbem Weg der Wind plötzlich ganz ab. Der Schiffdiesel springt in die Bresche und wir legen direkten Kurs Antipaxos an. Wir lesen an Deck vor, die Jüngste knetet unter Deck. In Antipaxos treffen wir auf viele kleine Buchten. Viele davon sind aber auch schon relativ gut besetzt und uns fällt auf, wie viele grosse bis riesige und protzige Motoryachten hier rumstehen (und den schönen Ausblick verschandeln).
Wir sind heute etwas Landleinen-faul und suchen uns ein Platz, wo wir keine legen müssen. Wir stellen fest, dass an einigen Orten die Strände mit Bojen abgesperrt sind, offenbar eine Folge davon, dass gewisse Segler und Motorboote zu nahe am Strand ankern. Auch in unserer Bucht ist dies der Fall. Wir lassen den Anker fallen und hüpfen ins türkisblaue Wasser, der jüngere Teil der Familie splitternackt. Es hat hunderte von Fischen, wir tauchen und geniessen. Später bricht bei den zwei Älteren das Blogfieber aus und sie wollen gar nicht mehr aufhören, an ihren Blogs zu schreiben. Und heute Nacht wollen – einmal mehr – alle in einem anderen Bett schlafen als normalerweise.
Am nächsten Morgen spüren wir, dass die Hochsaison definitiv begonnen hat! Nach einem gemütlichen Frühstück an Deck kommen plötzlich aus allen Ecken neue Boote und lassen links, rechts, vor und hinter uns die Anker fallen. Ein Mann in einem kleinen Motorboot, der mit „Antipaxos Mooring Security“ angschrieben ist, vertreibt Boote aus einer kleinen Bucht gleich nebenan. Offenbar hält er den Platz frei für die übervollen Party- und Touristenboote, die in Kürze kommen werden. Und tatsächlich, innert kürzester Zeit ist der zuvor noch friedliche Ankerplatz gefüllt mit 3 riesigen Touristenbootten, die Leute springen von Bord, laute Musik, weitere Segelschiffe kommen und ankern wenige Meter neben uns, man sieht den Leuten teilweise an, dass sie wenig erfahren sind. Uns ist es schnell nicht mehr wohl, nichts wie weg von hier, bevor ein anderen Schiff in uns reindonnert…
Korfu
Wir segeln Richtung Korfu und sehen unterwegs ein grösseres Segelschiff, das auf Grund gelaufen ist. Ein Schlepper und ein Versorgungsschiff sind zu Hilfe geeilt und versuchen es aus der misslichen Lage zu befreien. An der Stelle hat es eine kartierte Untiefe, offenbar haben die das übersehen. Wir sind froh, ist uns das noch nie passiert. Mit dem Feldstecher beobachten wir aus der Ferne das Unglück, die Mädels stellen viele Fragen… Im Inselschatten von Korfu stellt der Wind ab, sodass wir den Rest motoren müssen.
Wir haben in der Mandraki Marina einen Platz für ein paar Tage reserviert. Der Hafen ist das reinste Spektakel! Er befindet sich in der alten Festung, die heute ein Museum beherbergt. Der Hafen war sogar Drehort für einen James Bond Film, „For your Eyes only“ mit Roger Moore (1981). Der Steg ist etwas mitgenommen und bedürfte einer Portion Liebe und Fürsorge, aber er funktioniert und die Leute sind nett.
Wir erhalten einen Platz auf der Meeresseite, direkt bei einer Badeleiter, die auf der anderen Seite der Mauer ins Meer führt. Da es weiterhin heiss ist, schätzen wir die Nahe Bademöglichkeit sehr. Gefühlt einmal pro Stunde kühlen wir uns in den Wellen ab.
Im Restaurant des Corfu Sailing Clubs, dem Betreiber des Hafens, lassen wir es uns gutgehen und beenden den Tag mit einem kurzen Spaziergang durch die Festung.
In den kommenden Tagen, bis unser Besuch ankommt (ein Tag später als wir im Kopf hatten, zum Glück haben wir nochmals nachgefragt!), heisst es waschen, putzen und Kojen für den Besuch umräumen und bereit machen. Wir ziehen alle fünf in die Bugkoje und überlassen die beiden Heckkojen dem Besuch, einer Familie mit zwei Mädels. Es ist etwas eng, aber irgendwie gehts.
Die Hitze ist einmal mehr gewaltig und wird von der Festungsmauer zurückgestrahlt. Wir beschliessen, uns mit Ventilatoren auszurüsten, da vor allem die Nächte im Schiff sehr heiss sind (oft ist es nachts im Schiff drin viel heisser als draussen, da die Wärme im Schiff drin bleibt). Pascal geht mit der Ältesten auf Ventilatoren-Jagd und wird fündig. Jedes Familienmitglied erhält einen, alle sind höchst erfreut. Das Schlafen wird ab jetzt um einiges angenehmer…
Judith und die Mittlere gehen mit 4 schweren Taschen beladen auf die Suche nach einer Wäscherei. Diejenige, die wir im Internet gefunden haben, scheint nicht mehr zu existieren, wir stehen vor einem leeren Ladenlokal und müssen uns – schweissgebadet – erst mal bei einem Café freddo und einem griechischen Joghurt mit Honig erholen :-). Etwas weiter die Strasse herunter werden wir dann doch noch fündig. Die ältere Frau spricht kein Wort englisch, wir verständigen uns mit Händen und Füssen und am Ende wissen wir, dass wir unsere Wäsche am nächsten Tag ab 14 Uhr abholen können. Soweit so gut.
Pascal und die Älteste machen sich am nächsten Tag auf zu einem weiteren Grosseinkauf. Die grossen Mengen schaffen wir unmöglich zu Fuss aufs Schiff zu bringen (v.a. das viele Wasser, das wir immer bunkern müssen). So fragen wir an der Kasse, wie wir das bisher immer gemacht haben, nach einem Taxi. Wir kriegen ein müdes Lächeln und erfahren, dass Taxis in Korfu um diese Zeit absolute Mangelware seien. Auch weil gleich mehrere Kreuzfahrtschiffe die Stadt mit Tausenden zusätzlichen Touristen fluten. Aber wie so oft erweisen sich die Griechen als extrem hilfsbereit. Kurzerhand bieten sie an, uns mit dem Lieferwagen des Ladens zu fahren. Es dauert dann eine ganze Weile, bis der Lieferwagen endlich vorfährt und unsere Einkäufe verladen werden. Doch es gibt ein Problem mit der seitlichen Schiebetüre. Sie schliesst nicht mehr richtig. Ein Angestellter bemüht sich, die Türe irgendwie zuzukriegen, doch dann fällt sie plötzlich ganz ab. Wir beobachten die Szene aus dem klimatisierten Laden heraus und kugeln uns innerlich vor Lachen, so komisch ist die Situation. Aber die Angestellten geben nicht auf. Nach einer Weile steht das Privatauto einer Angestellten vor der Tür und wir laden unsere Einkäufe um. Die Fahrerin spricht kein Englisch, also kommt nocht ein weiterer Angestellter als Übersetzer und Navigator mit. Wir müssen nämlich auch noch bei der Wäscherei vorbei, um mehrere Taschen Wäsche abzuholen. Zum Schluss fahren Sie uns bis in die Festung hinein, so nahe an unser Schiff wie es nur geht. Als sie uns dann auch noch helfen wollen die Einkäufe die letzten 300 Meter bis zum Schif zu tragen, lehnt Pascal dankend ab und drückt ihnen zum Dank ein gutes Trinkgeld in die Hand. Dafür helfen uns die Schiffsnachbarn spontan; die Frau wirft ein Auge auf unsere zwei Kleinen während Judith mit dem Mann schleppen helfen geht.
Die restliche Zeit verbringen wir mit regelmässigen Abkühlungen im Meer am Steg oder beim kleinen Hafensträndli. Zudem haben sich die Mädels schnell mit der Hundin auf dem Nachbarschiff angefreundet. Sie heisst Romy und ist ein Entlebucher Sennenhund. Bei jeder Gelegenheit, das heisst, jedes Mal wenn der Hund auf dem Steg ist, streicheln sie ihn und plaudern mit der deutschen Besitzerin. Das Hochdeutsch unserer Jüngsten ist köstlich!
Und dann kommt unser Besuch! Wir freuen uns und sind nun 5 Mädchen und 4 Erwachsene an Bord. Nach dem Nachtessen inkl. ausgiebigem Spielen auf dem Plätzli nebem dem Hafenrestaurant und einer Schiffsführung kühlen wir uns alle mit einem nächtlichen Bad im Meer ab; es gibt nichts Erfrischenderes…
Plakaries Beach / Sivota
Ein Teil unseres Besuches hat wegen der Hitze kaum geschlafen. Wir merken, dass wir uns offensichtlich doch schon etwas an die Hitze hier gewöhnt haben. Wir machen uns auf den Weg in Richtung Sivota am Festland. Als wir bei den kleinen, vorgelagerten Inseln ankommen, sind schon sehr viele Schiffe da. Wir suchen mehrere Buchten nach möglichen Ankerplätzen ab. Es ist eng und mehrere Ankerversuche schlagen fehl, weil der Anker wegen Seegras oder Felsplatten nicht hält. Letztlich werden wir etwas nördlicher doch noch fündig und lassen den Anker vor einer steilen Felswand fallen, die auf der Seekarte mit dem Namen Plakaries eingezeichnet ist. Es ist ein „Schönwetter-Ankerplatz“, der kaum Schutz vor Wind und Welle bietet. Aber da es im Moment in der Nacht meistens praktisch windstill ist, spielt es keine Rolle. Zum ersten Mal machen wir eine improvisierte Trippleine am Anker fest, weil wir am Grund Felsspalten vermuten, wo sich der Anker einklemmen könnte. Die Trippleine würde uns erlauben, den Anker rückwärts rauszuziehen. Mit einer Landleine machen wir uns zusaätzlich an einem Felsen an Land fest, damit wir nicht schwoien.
Einmal mehr Baden wir im türkisblauen, klaren Wasser. Da wir heute relativ lange brauchten, bis wir endlich einen guten Platz hatten, war das Reinhüpfen äusserst dringend und von allen mit Sehnsucht erwartet. Mittlerweile tragen wir unter den Kleidern immer schon Badehose oder Bikini, so dass wir schnellstmöglichst reinhüpfen können! Wir schwimmen zu Strand und die Kinder sammeln Muscheln und schöne Steine. Die Jüngste springt in einem Fort von der Badeplattform, die Grösseren zusätzlich von der Seite von Quetzal.
Die kleineren Motorboote vor Ort verziehen sich am Abend alle, dafür kommen Partyboote mit lauter Musik und wummernden Bässen. Die Kinder findens spannend und sitzen – wie Hühner auf der Stange – an Deck und beobachten das Spektakel. Sie ziehen etwas später wieder ab, so dass wir für die Nacht alleine sind.
Am nächsten Morgen springen wir schon vor dem Zmorge ein erstes Mal ins Wasser. Da der Wind jeweils erst am Nachmittag bläst, verbringen wir den Morgen gemütlich vor Anker. Die Tagesausflügler kommen mit Ihren kleinen Mietmotorbooten wieder zurück. Etwas später gesellen sich zwei grössere Ausflugsboote dazu. Deren Ankunft kündigt sich erneut mit dröhnenden Bässen an, bevor man sie sieht. Der kleine Sandstrand wird für zwei Stunden mit englischen Touristen geflutet, bevor alle wieder an Bord befohlen werden und die Schiffe weiterziehen. Am Ende rufen die Betreiber der Boote immer „is anyone missing?!?“. Als ob sich der Anyone melden könnte…
Die Mädels springen wie wild von der Quetzal runter. Zuerst nur von der Badeplattform am Heck, später auch von der Seite, wo es höher ist. Um sich Mut zu machen, sagen sie immer „ich kann das, ich will das, ich schaff das!“. Und tatsächlich hüpfen am Ende alle ausser unsere Jüngste x Mal vom Schiff. Wir haben bald Schwimmhäute. Doch es ist dank des hohen Salzgehaltes so entspannt, dass man gefühlt stundenlang im kühlen Nass rumhängen kann.
Lakka / Paxos
Erst nach dem Mittag lösen wir die Landleine und lichten den Anker. Mit angenehmem Wind segeln wir nach Lakka auf Paxos. Dort ist eine relativ grosse Bucht mit ausschliesslich türkisblauem Wasser. Eigentlich wollten wir die Bucht meiden, weil sie so beliebt und in der Hochsaison ziemlich überlaufen ist. Doch über die Seglerplattform [noforeignland](https://www.noforeignland.com/) hatten wir gesehen, dass die uns aus Kalamata bekannte Segelyacht Lulu bereits dort ist. Wir schreiben sie an und kriegen die Antwort, es habe noch genügend Platz für uns (sie verjagen sogar ein französisches Boot für uns mit der vorgeschobenen Ausrede, sie würden über dem Anker von Lulu ankern und das gehe ja gar nicht, so sichern sie uns einen Platz ;-).
Bei der Ankunft sind schon sehr viele Boote dort. Bei 3-4 Metern Wassertiefe braucht man in einer gut geschützten Bucht nicht viel Ankerkette zu legen, so dass sich relativ eng ankern lässt. Die Bucht ist tatsächlich ein Traum. Umgehend springen alle ins Wasser um sich abzukühlen. Etwas später sind die Mädchen eingeladen auf der Lulu (deren Besitzer wir im Wasser beim Baden getroffen haben, man schwimmt mal schnell von Boot zu Boot), ein Mädchen hatte Geburtstag und hat eine riesen Kollektion an Perlen, um Ketteli zu basteln. Trotz der Sprachbarrieren macht es allen Spass und am Ende sind alle mit schönen bunten Ketteli ausgestattet.
Am Abend legen sich die Mädels ins Zeug und basteln Geschenke für Pascals Geburtstag. Zudem wird ein Geburtstagsschoggikuchen und ein Zopf gebacken (als ob es nicht schon genug heiss wäre im Schiff…)
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