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4. Woche (18. Mai – 24. Mai) – Festland, 20 Knoten Wind und Ankunft im Golf von Korinth

By 25. Mai 2024Juni 7th, 2024Familienauszeit, Griechenland

Karte mit aktuellem Standort

Ormos Sarakiniko / Ithaki

Um nach vier Nächten mit direktem Landzugang den Absprung etwas einfacher zu schaffen, gehen wir in eine schöne kleine Bucht gleich um die Ecke von Vathi. Die Stimmung auf dem Weg dorthin ist etwas gespenstisch. Es wirkt wie neblig, aber es sind die Tonnen von Saharastaub in der Luft. Es ist nicht feucht sondern trocken.

In der kleinen Bucht liegt bereits ein Schiff und somit müssen wir zwingend Landleinen legen, um nicht in die Nachbarn zu schwoien (Drehung um den Anker mit dem Radius der ausgelegten Ankerkette). Da wir immer noch keine richtigen Schwimmleinen an Bord haben, ist das immer ein bisschen eine Sache. Hinzu kommt in diesem Fall noch, dass der Wind die Quetzal genau in die falsche Richtung dreht. Sprich die Leinen sind trotz zweifacher Verlängerung immer etwas zu kurz. Unsere Nachbar müssen sich köstlich amüsieren bei Zuschauen, wie wir versuchen die Landleinen zu legen. Erst mit dem Dinghi das Schiff einigermassen in die richtige Richtung drehen, dann mit dem Dinghi und der Leine versuchen an Land zu kommen. Der Wind hat zwischenzeitlich natürlich die Quetzal schon wieder zurückgedreht, so dass die Leine wieder zu kurz ist. Nächster Versuch mit einer Leine von Land anfangen. Ein Fender als Boje am Ende verhindert das Versinken der Leine. Dann die Leine von der Quetzal holen und versuchen, diese in der Mitte zu verbinden. Nur ist natürlich die Landleine auf den Grund abgesunken und hat das Ende mit dem schwimmenden Fender soweit an Land gezogen, dass es wieder nicht reicht. Pascal schafft es dann, die Leinen unter Zuhilfenahme der Festmacherleine des Dinghis endlich zusammenzubringen und zu verknoten – unter vollem Körpereinsatz inkl. in einer Phase Leinen im Mund und gleichzeitig rudern; siehe Fotobeweis ;-). Sobald die Verbindung zum Land besteht, lässt sich die Quetzal mühelos in die richtige Richtung zu ziehen.

Weils zu regnen beginnt, machen wirs uns im Schiffsinnern gemütlich, hören dem Prasseln des Regens zu, essen Pizza und machen einen Filmabend.

Messolonghi / Festland

Wir haben eine 36 sm (ca. 66 km) lange Überfahrt vor uns und die Windvorhersage ist “Flaute”. Es ist heiss, wir hören Musik (meist Nemo). Irgendwann nehmen wir das Grosssegel hoch, um das bisschen Wind doch noch zu nutzen. Hauptsächlich dient es aber als Sonnenschutz und um die Mädels etwas zu beschäftigen. Sie mögen das Motoren gar nicht.

Messolonghi liegt in einem flachen Flussdelta. Das Hafenbecken ist über eine 2 sm lange Fahrrinne erreichbar. Die Häuser stehen hier alle auf Stelzen, eine Art moderne Pfahlbauten.

Wir funken die Marina an. Vor uns ist ein weiteres Schiff, dass ebenfalls in die Marina will. Wir drehen Kreise im Hafenbecken, bis wir an der Reihe sind. Und natürlich weht wie immer ein kräftiger Wind, wenn es ums Anlegen geht. Wir kommen zum ersten Mal in den “Genuss” einer Mooringline (das sind Festmacherleinen, die an einer Kette auf dem Grund befestigt sind und am Bug anstelle des Ankers zum Festmachen dienen). Da die Mooringleinen die meiste Zeit auf dem Grund liegen, sind sie voll mit Muscheln und anderem Meeresgetier. Die Mädels finden, sie sehen aus wie ein Hirn.

Wir gehen im Restaurant gleich am Hafen essen und feiern einmal mehr das erfolgreiche Ankommen. Wir sind mal wieder in einer Marina, die den Namen verdient. Es gibt saubere Duschen und WCs. Bei Duschen schauen uns Riesenspinnen und Frösche zu. Pascal im Glück, als er den Schiffszubehörladen entdeckt… Es folgt ein Grosseinkauf! Wir nutzen die Ersatzteilverfügbarkeit, um einige Reparaturen am Schiff vorzunehmen. So kaufen wir eine neue Starterbatterie, da sich unsere Motorstartprobleme zwischenzeitlich auf eine lahme Batterie zurückführen liessen. Es gibt eine neue Heckdusche und auch ein paar neue Fender (Luftpolsterkissen) spendieren wir der Quetzal.
Wir haben Wasser am Steg und nutzen die Gelegenheit, endlich eine Leinenwäsche zu machen. Die Leinen werden mit der Zeit ganz Steif vom Salzwasser. Die zwei Jüngeren lieben es in den grossen Becken mit den Füssen auf den Leinen rumkneten.
Später spielen die Mädels an Bord mit Knete Restaurant und “bekochen” uns mit allerlei Kuriositäten bis wir platzen.

Die zwei Grossen interessieren sich fürs Segeln und alles drum herum. Wir lachen, als die Älteste ganz ernst meint: “Wenn die Ankerkette entspannt ist, ist doch gut, dann ist der Anker nicht im Stress”!

Judith und die Mädels gehen an den Strand, Pascal muss arbeiten. Der ältere Herr im klapprigen Taxi spricht kein Wort Englisch, so dass wir mit Händen und Füssen erklären, wo wir hin möchten. Es klappt. Am Strand ist es sehr windig, die Abkühlung und das Wasser tun uns gut. Es hat sehr freundliche Griechen am Strand, die sich alle per Handschlag mit Namen vorstellen und mit uns plaudern. Aus unseren Sonnenzelt-Stangen werden kurzerhand Mikrophone und die zwei Grossen geben ein Strandkonzert inkl. Tanzeinlagen zum Besten, während die Kleinste Sandkuchen backt. Der Taxifahrer auf dem Rückweg gibt uns gleich noch eine Stadtführung zum historisch wichtigen Messolonghi, das bei der Befreiung Griechenlands von den Osmanen eine wichtige Rolle gespielt haben soll.

Wir bleiben einen Tag länger, weil unser Besuch, die Grossmama, ihre ID zu Hause vergessen hat und nun nicht auf die Fähre kann… Wir versuchen, aus der Ferne zu unterstützen und etwas zu helfen bei der Organisation eines Hotelzimmers etc.

Ein weiterer Grosseinkauf steht an. Es ist heiss, wir spazieren ins Städtchen. Die Mädels dürfen im Laden ihr eigenes Nachtessen einkaufen. Wir hören nur noch fernes Gequitsche und Gelächter zwischen den Regalen und ab und an eine von den Dreien, die mit einer Errungenschaft ganz aufgeregt zu uns kommt. Wir legen bewusst kein Veto ein, auch nicht bei den Gummischlecksachen und dem Cola… Mit all den Einkaufstaschen nehmen wir uns für den Rückweg ein Taxi.

Auf Quetzal geht dann das Vorbereiten und Kochen der individuellen Nachtessen los. Es dauert ewig, aber wir staunen, dass am Ende doch einigermassen vernünftige Mahlzeiten rauskommen, sogar ein bisschen Gemüse ist überall zu finden!

Nafpaktos

Überfahrt nach Nafpaktos, ein wunderschöner Segeltag! Wir haben Rückenwind und können im Schmetterling rüberfahren. Die Durchfahrt unter der Brücke von Patras ist ein Spektakel (und wir hoffen alle, dass die Brücke wirklich hoch genug ist!).


Am Ende haben wir 20 Knoten Wind und es wird etwas heftig. Segel runter und Anker fallen lassen vor den Stadtmauern des hübschen Städtchens mit den fünf Türmen. In den winzigen Stadthafen trauen wir uns bei diesen Windstärken nicht rein und wir sehen, dass bereits ein Segelschiff drin ist. Es schaukelt wie verrückt und spätestens jetzt wissen wir, dass wir schon seefest sind, es wird niemandem schlecht (nur die Jüngste mag nicht so recht essen, ist sonst aber recht fidel). Judith fragt sich, ob es wohl die 38’000 toten Seelen sind, die hier bei der letzten grossen Seeschlacht gestorben sind und die See in Unruhe versetzen… 😉

Während der Nacht beruhigt sich der Wind und es erwartet uns ein schöner Morgen. Ums Schiff herum schwimmen seltsame Dinge. Wir meinen erst, es seien Quallen. Doch wie sich herausstellt, sind es Salpen (Meerestiere/Manteltiere).

Wir fahren mit dem Dinghi alle zusammen zum Städtchen. Es hat noch immer ziemlich Wellen und unsere Mittlere ist – da sie vorne auf der Spitze sitzt – pitschnass aber vergnügt nach der Fahrt. Gemütlicher Tag im Städtchen mit leckeren Crèpes (die es hier an jeder Ecke gibt, sehr griechisch offenbar… ;-)), Spielplatz, Schule machen, spazieren und lädelen.

Und dann gibt unser Dinghi-Motor den Geist auf, mitten auf der Fahrt zurück zu Quetzal…! Pascal ist mit den zwei Älteren im Dinghi, ich mit der Kleinsten am Strand. Es bläst wieder ordentlich, Pascal probiert x-fach: der Motor läuft, aber die Schraube dreht nicht, egal wie viel Gas ganz man gibt. Irgendwann gibt er auf und rudert mit den Paddel – eines davon ist halb kaputt. Bordsport für heute wäre damit auch erledigt 😉