Porto Leone / Kalamos
Gemütliches Segeln mit schönem Wetter. Wir hissen zum 1. Mal das Gross (unser Hauptsegel), die beiden Älteren sind immer mehr interessiert am Segeln und helfen mit wo möglich (es ist immer ein grosser Wettbewerb, wer den Motor starten, wer den Anker hochholen, wer steuern, den Autopiloten bedienen oder die Winch kurbeln darf…). In den gekauften Pfirsichen entdecken wir eine Raupe, sie wird umgehend zu unserem neuen Haus- äh Schiffstier erkoren, “Würmli” getauft und es werden Regeln geschrieben, wie oft sie oder er gefüttert und gemistet werden muss… Google sagt uns, dass es ein Nachtfalter geben soll (eigentlich ein Fruchtschädling). Die Mädels sind für Stunden beschäftigt.
Wir steuern Porto Leone auf Kalamos an. Erneut ein wunderschöner Ankerplatz, es hat nur zwei andere Schiffe. Wir legen zum ersten Mal Landleinen, die verhindern, dass wir schwoien. Auch hier hat es wieder diese schönen blauen Fische mit einem schwarzen Strich am Schwanz. Unsere Mittlere glaubt, dass sie uns folgen… Vermutlich sind es Bandbrassen.
Es gibt nur einzelne bewohnte Häuser und einige Ruinen, die auf ein Erdbeben zurück gehen. Wunderschöne Olivenbäume und Buchten auf allen Seiten. Wir haben das Gefühl, im Paradies gelandet zu sein…
Wir gehen and Land, wo wir mit der Drohne erste Aufnahmen machen und vor allem das Starten und Landen aus der Hand üben wollen. Da das Ziel wäre, beim Segeln Aufnahmen zu machen, wollen wir das Einfangen der Drohne aber zuerst vom Festland aus üben, um die Drohne nicht schon beim ersten Versuch Neptun (oder Poseidon, wie er bei den Griechen heisst) zu opfern. Dabei ärgern wir den einzigen Bewohner von Porto Leone gewaltig. Er brüllt uns an und verrührt die Hände. Die Mädels haben einen kleinen Schreck, wir fangen die Drohne wieder ein und packen ruhig zusammen. Es hat sich dennoch gelohnt:
VIDEO DROHNE folgt
Ich schwimme vom Schiff an Land, erneut wunderschön klares Wasser und viele Meeresschnecken. An Land grasen ein paar langhaarige Ziegen. Unsere Schiffsnachbarn, ein älteres Ehepaar (er ist 90!), haben eine Leine in der Schraube. Wir bieten unsere Hilfe an und stellen uns auf Tauchen ein. Sie schaffen es aber selber und schnipseln eine extrem lange Leine aus ihrer Schraube. Wir sind immer froh, wenn das nicht uns passiert…
Zum Schluss üben wir noch ins Wasser-Hüpfen von der Quetzal aus. Die Jüngste traut sich noch nicht, die andern beide hüpfen nach längerem Mut holen und dem Spruch “Ich kann das, ich will das, ich schaff das!!!” ins kühle Nass bzw. in die Arme von Mama. Kurzfristig entschliessen wir, weiter zu gehen und die Nacht im Hafen von Kalamos zu verbringen.
Hafen Kalamos / Kalamos
Nachdem die kurze Fahrt nach Kalamos ein weiteres Mal relativ windstill war, ist es, als ob jemand bei der Hafeneinfahrt einen Wind-Schalter kippt… Es bläst wie wahnsinnig. Der Hafen ist klein und er ist schon gut belegt. Uns graut… Zum Glück taucht der inoffizielle Hafenmeister George auf der Hafenmauer auf, wir haben schon im Voraus von ihm gehört (sein Ruf eilt ihm voraus). Er ruft uns freundlich bestimmt Anweisungen durch den Wind, geradeaus, links, Anker runter, drehen, Anker stopp, weiter, zwischendurch ein nettes “perfect Captain”, “very good Captain”, dann ist er wieder am Telefon, pinkelt zwischen all den reinkommenden Schiffen kurz um die Hafenmauer (wie das bei diesem Starkwind funktioniert, ist mir ein Rätsel) oder plaudert mit den Leuten… Der Wind verbläst uns komplett und wir stehen quer im Hafen, der Anker ist schon unten. Beim Versuch, ihn nochmals hochzuholen, verhängen wir uns mit einem anderen Anker. Horror! George nimmts gelassen, weist uns an, den Anker wieder runterzulassen und vorwärts zu überfahren. Den Ankersalat lösen wir später. Ein Unikat. Der Hafen ist gratis, George empfiehlt uns aber seine eigene Taverne wärmstens, die gleich am Hafen liegt. Ok, bei diesem tollen Service erbringen wir gerne diese Gegenleistung und gehen zum Znacht zu George, der allgegenwärtig scheint… Nach einem leckeren Znacht umgeben von gefühlt 10 Katzen fallen wir zufrieden in unsere gemütlichen Betten.
Weil es so gut war gibts auch gleich noch ein Zmorge bei George, mit Blick auf das glitzernde Meer. Joggen, duschen und weiter gehts. Beim Ablegen ist George sofort wieder zur Stelle, diesmal mit seinem Dinghi. Den Anker bringen wir wider Erwarten problemlos hoch und wir benötigen keine Hilfe. Ein letztes herzliches Verabschieden und wir fahren los. Nicht weit, nur um die Ecke auf die kleine Nachbarsinsel Kastos. Der Wind bläst mässig, ideal um gemütlich zu segeln. Judith kommt am Steuer richtig in Segellaune und so kommen wir zu ein paar Extra-Meilen, bis wir dann den Anker auf Kastos in einer wunderschönen Bucht fallen lassen.
Malena macht hier an Deck Schule; eine echte Herausforderung mit dem Wind, Judith eilt zur Hilfe und hält Blätter und Hefte fest…
Am nächsten Morgen ist es kalt und regnerisch. Ohne Wind motoren wir los in Richtung Vathy auf Ithaka. Auf halben Weg soll es eine kleine Insel mit wilden Schweinen am Strand geben. Wir ankern dort fürs Mittagessen und sehen tatsächlich Schweine mit ihren Ferkeln, die sich am Strand sulen.
Auf der restlichen Fahrt, immer noch ohne Wind, geniessen es die Mädels , die Füsse über die Reling zu hängen und sich nass spritzen zu lassen – eine richtige Wellen-Lach-Partie bis alle nasse Hosen haben.
Vathi / Ithaka
In Vathi, einer hübschen kleinen Stadt, umgeben von Hügeln, rund um ein Hafen-/Meeresbecken, bleiben wir gleich ganze vier Tage. Ankommen und Dasein ist ein wichtiger Teil beim Reisen mit den Kindern, daher nehmen wir uns Zeit und alles etwas gemütlicher.
Judith fährt ihr erstes gefahrenes Anlegemanöver römisch-katholisch: Sie stirbt 1000 Tode und schwitzt einmal mehr Blut und Wasser… Alles geht gut; Crew unverletzt, Quetzal unversehrt (Stadtmauer ebenfalls ;-)). Etwas später kommen plötzlich immer mehr Schiffe rein. Wir erfahren, dass aktuell eine Regatta stattfindet und die Teilnehmer heute Nacht in Vathi anlegen. Ganze 45 Yachten kommen an und quetschen sich gefühlt kreuz und quer zwischen die bereits angelegten Boote bzw. in einen eigens für die Regatta abgesperrten Bereich. Auf einmal drängt ein Boot mit holländisch-deutscher Crew zwischen uns und unser Nachbarsboot. Unvorstellbar, es sind etwa 2 Meter zwischen uns! Die Holländer sind relativ unzimperlich und fahren einfach rückwärts rein, wohlverstanden mit einem 90-jährigen Skipper. Wir eilen an Deck und versuchen das Gröbste zu verhindern, drücken Fender zwischen die Boote und schützen Quetzal so gut wie möglich. Irgendwann merken wir, dass sie uns eine Leine wegdrücken und damit Quetzal nach hinten geschoben haben, Richtung Mauer. Unsere Mädels rufen plötzlich ganz aufgeregt, weil sie hören, dass unser Ruder Grundberührung hat und am Boden kratzt (Segelprofis!). Wir sind einigermassen hässig und ziehen uns mit dem Anker wieder nach vorne. Den Holländer tuts leid und sie sind im Anschluss ganz nett und entschuldigen sich, offenbar wurden sie angewiesen, zwischen uns anzulegen. Am Ende plaudern wir lange und alles ist wieder gut.
Am nächsten Tag – als die Regatta Vathi verlassen hat und es wieder ganz leer ist – müssen wir nochmals umparkieren, wir brauchen Strom! Die zwei Grossen wollen vom Land aus helfen Leinen lösen und später wieder entgegennehmen. Ich bin etwas angespannt, finde ihre Motivation aber super und will ihnen das zutrauen. Natürlich hat der Wind, kaum starten wir, wieder aufgefrischt (bald werde ich dem griechischen Windgott irgendetwas opfern müssen…). Dann spinnt plötzlich der Ankerwinsch (1. Versuch), zu kurz Ankerkette gelegt (2. Versuch) und vom Wind verblasen (3. Versuch). Beim 4. Versuch klappts endlich, die Mädels fangen die Leinen beim zweiten Versuch und mit Hilfe eines Passanten, alles gut, uff. Irgendwie kommen wir auch noch an eine Stromkarte und somit haben wir nach 2 Wochen zum ersten Mal wieder Strom. Es ist gut zu wissen, dass wir so lange “überleben” können, Solarpanels sei Dank!
In den kommenden Tagen nehmen wir es gemütlich und hören viel Musik, u.a. Nemo. Die Mädels sind seit dem Schweizer ESC-Sieg ganz interessiert und wir zeigen ihnen die alten Nemo-Songs, die sie nun gefühlt 100 Mal (pro Tag) hören wollen. In einem Spielzeugladen verprassen die Mädchen einen Teil ihres Feriengeldes (ich lege nur bei den ganz schlimmen Ideen ein Veto ein, das ist die Abmachung…). Die Erwachsenen gehen joggen und die Kinder wollen immer wieder ins Fitnesspärkli, ein kleiner Park mit öffentlich zugänglichen einfachen Fitnessgeräten. Wir machen einen langen Spaziergang ums gesamte Hafenbecken, um am anderen Ende ein Schiffswrack anschauen zu gehen, Berta-Lina aus Hamburg. Sie liegt auf die Seite gekippt am Rand eines Hafens. Auf dem Weg entdecken wir jede Menge Seeigel und Fische. Wir schauen zwei Fischern zu. Sie sammeln Seeigel ein, zermantschen sie und benutzen sie als Lockfutter für andere Fische, die sie dann fangen. Einen gefangenen Fisch dürfen die Girls anfassen.
Irgendwann legt ein riesiger Catamaran neben uns an. Ein deutsches Paar – Claudia und René – mit 3 Hunden. Unsere Älteste ist subito zur Stelle und bietet sich an, mit zum Gassi zu gehen ;-). Sie laden uns auf eine Cat-Besichtigung und einen Apéro ein. Die Mädchen sind fasziniert vom Platz und all den Liegeflächen auf dem Cat und vor allem von den Hunden und dem Cola, das es gibt…
Waschtag und Schiffsputz stehen an. Die zwei Kleinen finden Schiffsputzen toll, weil man mit dem Schlauch das ganze Deck abspritzen kann, das könne man halt zuhause in der Wohnung nie, mit dem Schlauch…