Cap Skyli / Spathi
Die Fahrt nach Spathi ist anstrengend, nicht wegen der Reise, sondern wegen der Kinder. Wir berichten hier ja vor allem von den schönen Erlebnissen, es gibt aber durchaus auch die anstrengenden, da wollen wir ehrlich sein. Z.B. wenn gleich zwei unserer Mädels Krisen haben (wegen irgendetwas wie heute Morgen) und es dann manchmal recht emotional und heftig werden kann. Oder wenn sie streiten, was doch recht oft vorkommt. Oder sie haben eine fixe Idee, die wir in dem Moment schlicht nicht umsetzen können. Oder oder… Wir versuchen, viel Verständnis aufzubringen, schliesslich ist unser Abenteuer für sie auch manchmal eine Herausforderung. Aber manchmal platzt auch uns der Kragen. Und so gehts zuweilen auch etwas heftig zu und her. Aber mit Reden, erklären, etwas Abstand (viel mehr als 10-15 Metern ist auf dem Schiff nicht möglich ;-)) und Versöhnen kriegen wirs dann meist wieder einigermassen hin. Soviel auch zu dieser Seite unserer Reise.
Wir denken ja eigentlich fast immer, “wow, die schönste Bucht bisher”. Um dann bei der nächsten eigentlich schon wieder Dasselbe zu denken… Aber jetzt haben wir sie gefunden, die schönste Bucht bisher. Türkisblaues, klares Wasser, man sieht den Boden, die Glitzerfische. Die Bucht ist vorne mit einer weiteren kleinen Insel gesäumt, was ihr eine geschützte Atmosphäre verleiht. Wir legen Landleinen und hüpfen ins türkisblaue Wasser. Geniessen ist angesagt, es ist wunderschön. Auch Mila, unser aufblasbares Einhorn, wird mal wieder aus der stickigen Segelkammer geholt und kriegt an der Landleine befestigt Auslauf, so dass die Mädels sich selber daran hin- und herziehen können.
Pascal versucht, einen Fisch zu fangen. Als Köder benutzt er Käse. Komplett erfolglos. Die Fische knabbern den Käse zwar begeistet ab, beissen aber nicht an. Unsere Jüngste hat die zündende Idee und versucht mit einem Stück Wassermelone, an dem sie knabbert, die Fische anzulocken. Die Fische springen vor Begeisterung quasi aus dem Wasser! Nächster Versuch, mit Wassermelone an der Angel. Und prompt beisst einer an, kaum berührt der Köder die Wasseroberfläche. Pascal ist etwas überrumpelt, damit hat er irgendwie nicht gerechnet. Etwas unbeholfen lässt er den Fisch an der Leine zappeln, bis er aufhört. Unsere Älteste, überzeugte Vegetarierin, findet die Aktion alles andere als toll und tut das auch lauthals und sehr vorwurfsvoll und verurteilend kund… Grosse Diskussionen. Pascal lässt sich nicht beirren und beginnt, den Fisch auszunehmen. Und siehe da, alle drei Mädels, inkl. der beiden Vegetarierinnen, sind äusserst fasziniert und interessiert, berühren den Fisch, studieren die Augen und entschuppen ihn.
Essen tun sie ihn dann aber doch nicht. Pascal schmeckt er, somit am Ende alles gut.
Spät abends kommt noch ein weiteres Segelschiff an und ankert neben uns. Die Crew ist sehr unbeholfen, der Skipper muss alles alleine machen. Es ist bereits dunkel, der Skipper springt in der Dunkelheit mutig ins Wasser und legt Landleinen. Wir staunen und zünden mit unserer starken Lampe. So können wir zumindest etwas mithelfen. Am nächsten Tag kommt er zu uns rüber und bedankt sich herzlich.
An Deck schlafen ist angesagt, jeweils ein Erwachsener und ein Kind. Die nächste Nacht die anderen. Wunderschöner Sternenhimmel, es schaukelt einem so schön in den Schlaf, ein leichter Wind, Stille, nur das Plätschern des Meeres… Gute Nacht.
Weil es so schön ist, beschliessen wir, einen Tag anzuhängen. Nach einem feinen Zopf-Zmorge stehen wieder baden, schnorcheln, Vorlesen, Nägeli anmalen (ein bisschen Beauty muss auch auf dem Schiff sein 😉 und GoPro fötelen unter Wasser an. Es sind zwei weitere Schweizer Schiffe in der Bucht, die heute weiterziehen. Die Zuri kommt auf einen kurzen Schwatz vorbei und wir tauschen uns über die Segelpläne und Erfahrungen aus.
Die Bucht füllt sich wieder. Die meisten Schiffe stehen mit Landleinen und relativ nahe zueinander. Am Abend dreht der Wind und drückt uns in Richtung unseres Nachbarn. Nun rächt es sich, dass wir am Tag zuvor etwas schludrig geankert haben. Wir hatten die Landleinen erst später ausgebracht und den Anker nicht richtig eingefahren. Wir trauen unserem Anker nicht und überlegen, was wir tun können (der Nachbar hat in der Zwischenzeit schon seine Fender rausgehängt :smile:). Um den Anker korrekt zu legen, müssten wir die Landleinen lösen und später wieder einfangen. Bei den engen Platzverhältnissen, dem seitlichen Wind und beginnender Dunkelheit kein einfaches Unterfangen. Wir entscheiden uns, an in einer anderen Ecke der Bucht ohne Landleinen zu Ankern. Unser Nachbar hilft uns. Mit dem Dingi bringt er uns die Landleine, die wir zurücklassen mussten. So können wir die Nacht an einem neuen Ort entspannt schlafen.
Hydra
Am nächsten Tagen gehen wir früh los in Richtung Hydra. Wir lassen den Hauptort links liegen, weil wir gelesen haben, dass es im kleinen Hafen fast keinen Platz für Segelschiffe hat.
Wir segeln zu einer hübschen, kleinen Bucht im Westen der Insel. Wieder ein Fall für Landleinen. Übung macht bekanntlich den Meister und wir wollen die Fehler von der vorherigen Bucht nicht wiederholen. Es ist bereits ein anderes Segelschiff in der Bucht und deshalb muss es schnell gehen mit der ersten Landleine. Wir machen alles bereit: Anker, Landleine, Dinghi. Judith fährt das Manöver, Pascal bedient – bereits in Badehose – den Anker. Sobald wir in der gewünschten Position sind, springt Pascal mit der Landleine ins Dinghi und rudert an Land, während Judith versucht, das Schiff einigermassen in Position zu halten. Der italienische Nachbar scheint uns irgendwie nicht zu trauen oder ist einfach ein Angsthase und hängt schon mal demonstrativ seine Fender raus. Es ist nicht immer einfach, an Land eine Stelle zu finden, wo die Landleine sicher befestigt werden kann. Judith bibert, weil es etwas dauert. Sobald die Landverbindung steht, lässt sich das Schiff mühelos in die richtige Position bringen und wir können die tolle Bucht geniessen.
Die Italiener gehen irgendwann. Ob wegen uns, bleibt deren Geheimnis. 😀 Im Gegenzug taucht eine grosse, bonzige Motoryacht auf und legt ihre dicken Landleinen neben uns aus. Pascal nennt sie “SUVs der Meere”: Gross, laut und dekadent.
Die Gäste an Bord werden von der Crew umsorgt. Allerlei Wasserspielsachen stehen zur Verfügung, steigt einer aus dem Wasser, wird im ein frischen Badetuch hingehalten…
Am Abend erhellt die Unterwasserbeleuchtung der Motoryacht die ganze Bucht in blauem Licht. Zusammen mit dem Sonnenuntergang ergibt es ein zugegebenermassen schönes Foto.
Wir beobachten, wie die aufgebrezelten Gäste mit einem Taxiboot abgeholt werden. Sie haben wohl Landausgang.
Porto Heli
Als nächstes steht nach vier Nächten vor Anker wieder eine Marina auf dem Programm. In Porto Heli erwartet uns ein fürstlicher Empfang. Kurz nachdem wir die Marina angefunkt haben und um Einlass gebeten habe, kommt uns ein Motorboot entgegen und weist uns zu unserem Platz. Damit aber noch nicht genug, an unserem Platz stehen bereits zwei Marineros stramm und warten darauf, uns beim Anlegen zu helfen!
Es ist heiss! Wir beschliessen kurzerhand, im Cockpit alle Kübel aufzustellen, die wir haben und zu baden. Die Mädels steigen gleich mit den Kleidern ins Wasser. Aus der Abkühlungsidee entsteht ein Waschsalon. Unsere Dreckwäsche wird zusammengesammelt und im Nu werden im Cockpit fleissig Wäschestücke gestampft, geschleudert, geknetet und am Ende aufgehängt. Für ein paar Stunden sind alle happy und abgekühlt.
Ein paar Meter neben uns hat ein Katamaran mit grosser Pridefahne angelegt. Die Mädchen sind fasziniert von den Männern, die abends im Cockpit tanzen und mit zunehmender Stunde immer ausgelassener werden. Irgendwann ist ein Mikrofon im Umlauf und es werden Perrücken montiert. Sie singen und tanzen super, eine wahre Show. Die Mädels sitzen mit offenen Mündern bei uns an Deck. Und haben ganz viele Fragen… 🙂 Wir bringen sie kaum rein an diesem Abend.
Unsere Jüngste berichtet uns, dass sie gerne einmal zwei Babies, einen Hund, eine Katze und einen Catamaran (wir glauben, sie will uns einfach etwas ärgern…) hätte. Den Mann behalte sie dann, schliesslich brauche sie ja jemanden zum Leinen machen an Bord. Eventuell heirate sie auch Papa, der kann das ja bereits.
Am nächsten Tag steht Grosseinkauf und Bunkern auf dem Programm. Wir planen, im Anschluss fünf Tage ankernd unterwegs zu sein. Bei der Hitze ist es eine Wohltat, im klimatisierten AB posten zu gehen. Nach einer Abkühlung an einem Ministrändli in der Nähe inkl. Sandschlacht (die Jüngste hatte danach noch tagelang Sand in den Haaren…) und einer Dusche erkunden wir die kleine Altstadt von Porto Heli und essen in einem Restaurant direkt neben dem Meer (sprich, die Stühle stehen auf der Mauer und daneben gehts ohne Geländer direkt ins Meer) Znacht.
Gerakas
Die Windvorhersage ist nicht so rosig für unsere Fahrt nach Gerakas. Wir stellen uns auf motoren ein. Aber es kommt ganz anders. Mit bestem Wind, der erst noch im richtigen Moment dreht, segeln wir ohne eine einzige Wende nach Gerakas. Erst auf den letzten Meilen müssen wir mit dem Motor nachhelfen, weil der Wind doch noch einschläft.
Gerakas ist ein kleiner Weiler in einer engen und tief eingeschnittenen Bucht und einer Lagune dahinter. Die Anfahrt ist ziemlich spektakulär und führt an hohen Felswänden vorbei. An der kleinen Pier steht bereits ein Schiff längsseits mit Schweizer Flagge. Wir wollen hinter ihnen anlegen, als sie uns mitteilen, dass da jeweils noch ein Fischerboot steht. So gehen wir vor Anker und mit dem Heck an die Pier, um weniger Platz zu benötigen.
Nach dem Anlegen erzählen uns unsere neuen Schweizer Nachbarn, dass in der Nacht zuvor Böen von bis zu 40kn (ca. 75 km/h) durch die Bucht geblasen hätten. Auch für die kommende Nacht ist wieder Wind angesagt. Wir gehen erst mal bei Windstille auf Entdeckungstour durch den malerischen Ort und essen in einer gemütlichen Taverna, wo unsere Gemütlichkeit nur von den zahlreichen Wespen gestört wird. Zur Abwehr stellt uns der Kellner in der Taverne ein Stövchen mit glimmendem Kaffeesatz hin, was ein wenig nützt (und uns auch gleich miträuchert :smile:)
Als wir schlafen gehen, ist es windstill. Nach Mitternacht werden wir vom Pfeiffen des Windes geweckt. Als wir alarmiert an Deck kommen, ist es, als ob uns jemand den Föhn vors Gesicht halten würde. Unglaublich warme Luft bläst uns um die Ohren. Der Wind kommt seitlich und drückt uns auf das deutlich kleinere Nachbarschiff. Zum Glück haben die ihr Dinghi bereits weise vorausschauend zwischen unseren Schiffen festgemacht, so dass es quasi als Fender dient. Mit einer Landleine versuchen wir, unser Schiff seitlich besser zu stabilisieren, was uns auch gelingt. Der Wind lässt nach und wir gehen wieder schlafen. Um 3 Uhr geht es nochmals los. Wieder bläst der heisse Wind mit einer Heftigkeit, die wir so noch nicht erlebt haben. Die Landleine tut ihren Dienst, aber es droht uns nun nach hinten in die Pier zu drücken. Wir beraten, was wir tun sollen. Die Nachbarin steht auch etwas unentspannt da und findet die Situation nicht haltbar. Es gibt eigentlich nur eine Lösung: Wir müssen weg, Motor an, Leinen los und Anker hoch. Die zwei Grösseren wachen auf und kommen an Deck. Etwas weiter in der Bucht lassen wir den Anker wieder fallen. Da kann es winden so viel es will, es hat genügend Platz zum Schwoien und wir versuchen doch noch etwas zu schlafen.
Am nächsten Morgen zeigt sich Gerakas wieder von der harmlosen Seite. Beeindruckend, was sich da für Naturgewalten entfalten können.
Wir gehen nochmals mit dem Dinghi an Land, um etwas zu spazieren. So einmal am Tag etwas die Beine vertreten tut immer gut, wenn man vor Anker ist. Wenn das nicht geht, so ist jeweils Austoben im Wasser angesagt. Wir erkunden die Lagune von Geraka, die Mädels rennen (in der Hitze!) und geniessen den “Freilauf”. Zurück auf dem Schiff spielen sie “Stadt”. Dabei wird der ganze Salontisch mit allem Möglichen zu einer ganzen Stadt mit eingerichteten Häusern, Schule, Einkaufszentrum etc. umgebaut.
Abends essen wir gemütlich an Deck Abendessen. Diese Momente lieben wir, schöne Stimmung, manchmal Sonnenuntergang, manchmal schon Sternenhimmel, das Plätschern des Wassers, lustige Gespräche…