Patras
Grandma hat nach einer längeren Odyssee endlich ihre ID erhalten (per Express Kurier, der sich auch etwas mehr Zeit gelassen hat.) Wir fahren mit etwas gemischten Gefühlen nach Patras, weil die Marina dort offiziell geschlossen ist und wir vermutlich im Frachthafen anlegen müssen. Als wir bei der Ankunft trotzdem die Marina anfunken, erhalten wir sogar umgehend eine Antwort und die Bestätigung, dass es keinen Platz hat für uns. Sie verweisen uns wie erwartet an den Frachthafen. Also funken wir die Verkehrsleitstelle (Patras Traffic) an und erbitten um Erlaubnis, in den Frachthafen einzulaufen. Alles kein Problem, nachdem wir ein paar Fragen zum Schiff und zur „Ladung“ beantwortet haben.
Der Hafen ist besser als wir befürchtet hatten. Die Pier hat genau die richtige Höhe für uns und wir können zum ersten Mal stufenfrei ein- und aussteigen. Das Hafenbüro ist bereits geschlossen. Am späteren Nachmittag wird es im Hafen etwas schaukelig, weil die Wellen zunehmen und an der Pier reflektiert werden. Die dadurch entstehende Kreuzsee (Wellen aus allen Richtungen), schüttelt Quetzal ein bisschen durch. Die neuen Fender können sich gleich beweisen.
Jetzt heisst es, Schiff aufräumen, Bett neu anziehen, Auszug unserer Mittleren aus der Gästekoje und etwas putzen. Die Mädels streiten sich darum, wer die Koje für Grandma bereit machen darf… Sie wollen ihr einen Hotelservice bieten.
Nach einem fast stündigen Fussmarsch durch Parks entlang dem Meer (inkl. Katzenhäuser für die streunenden Katzen, die überall aufgestellt worden sind) treffen wir endlich freudig auf Grandma. Spätes Znacht und die drei Mädels, die nicht mehr wegzubringen sind vom Besuch; alle drei sitzen bei Grandma in der (sowieso schon recht engen!) Koje und wollen alles begutachten, was Grandma aus dem Koffer auspackt, helfen einräumen und haben gaaanz viele Fragen…
Trizonia
Am nächsten Morgen machen sich Pascal und unsere Älteste auf die Suche nach Schiffzubehörläden, weil uns noch immer ein paar Sachen fehlen. Es folgt eine kleinere, aber letztlich recht erfolgreiche Odyssee. Endlich haben wir neue Festmacher und auch eine Schwimmleine. Als dann die Mittlere und Pascal auch noch den Lebensmittel Grosseinkauf erledigt haben, können wir endlich Richtung Trizonia ablegen.
Erneut geht es unter der Brücke durch. Diesmal ist der Wind und die Welle gegen uns. Wir motoren die meiste Zeit Richtung Trizonia. Erst gegen Schluss können wir zur Freude der Mädels etwas segeln.
Trizonia ist eine kleine Insel im Golf von Korinth, nur wenige hundert Meter vom Festland entfernt. Der kleine Hafen liegt in einer natürlichen Bucht. Als wir ankommen, ist es schon etwas spät und die Sonne untergegangen. Wir hatten uns auf Ankern eingestellt, nachdem der erste Versuch jedoch scheitert, weil der Anker im dichten Seegras keinen Halt findet, entscheiden wir uns kurzerhand doch an die Hafenmauer zu gehen. Für einmal können wir längsseits Anlegen. Es ist richtig bequem.
Wir sind vom kleinen Ort begeistert. Es hat etliche Restaurants, vermutlich mehr als Einwohner. Eine kleine Ferienidylle.
Wir machen einen Spaziergang quer über die Insel (sie ist recht klein), um an einem kleinen Strand baden zu gehen. Dort angelangt, beginnen wir, Abfall am Strand zu sammeln. Unglaublich und erschreckend, was wir alles finden. Wir füllen ein Sändelikesseli nach dem andern. Wir können gar nicht mehr aufhören! Die Mädels starten irgendwann, andere Strandschätze zu sammeln; die einen zwei spezialisieren sich auf tote Seeigel und entfernen gekonnt die Stacheln, die Dritte sammelt schöne Steine, Muscheln und spezielle Holzstücke (vor unserer Abreise müssen wir unbedingt all die gesammelten Gegenstände ausmisten, sonst schleppen wir zehn Kilogramm Muscheln, Steine und Holz Heim…!)
Abends gibt es noch Hafenkino. So nennen wir es, wenn andere Schiffe in den Hafen kommen und die Leute bei den Anlegemanövern zuschauen. Eine deutsche Crew kommt bei Dunkelheit mit einem riesigen Segelschiff rein. Die Mädels hüpfen subito an Deck, setzen sich auf den Bug und schauen zu. Und prompt ruft die erste uns zu: „Popcorn bitte!“ 😀
Galaxidi
Als nächste Zwischenstopp peilen wir Galaxidi an. Von einem älteren, französischen Skipper haben wir den Tipp erhalten, gleich in der Bucht vor der eigentlichen Ortschaft zu ankern. Wir befolgen den Rat. Die Bucht ist auf der Karte sehr untief eingezeichnet, wir trauen uns nicht wirklich rein und ankern gleich beim Eingang. Vor uns liegt eines dieser Bonzen-Motorschiffe mit permanentem Wummern der Generatoren und Klimaanlagen und stört unsere Idylle. Zum Glück verzieht es sich bei Sonnenuntergang und wir haben Ruhe.
Unser Aussenborder vom Dinghi kriegt auch den dringend nötigen Service. Es stellt sich heraus, dass der Proppelerstift gebrochen ist. Zum Glück ist ein Ersatzstift vorhanden und das Problem schnell behoben.
Am nächsten Morgen ziehen wir an den Stadtquai von Galaxidi um. Wir sind begeistert. Ein tolles kleines Städtlein mit einer wunderschönen Kirche auf dem Hügel, viele Kaffees und Restaurants entlang des Quais. Wir geniessen es. Wir schaffen es sogar, unsere Abstimmungsunterlagen auf die Post zu bringen und hoffen, dass sie noch rechtzeitig ankommen.
Wir rätseln noch immer, wie das Recycling in Griechenland funktioniert. In den Häfen hat es meist nur eine Art Tonnen (meist grüne). Da landet alles drin. Wir finden dann doch noch ein paar Container, die nach Recycling aussen. Keine Ahnung, was dann damit geschieht. Wir belassen es beim „guten Gefühl“, gemacht zu haben, was in unserer Macht liegt.
Die Mädels lieben es, an Land zu können. Die Älteste macht Schule im Kaffee während Pascal arbeitet. Die Jüngste hat einen Spielplatz entdeckt und alle lieben es, Glace zu schlecken. Eine spezielle Attraktion sind die Hafenenten, die sogar ein eigenes Häuschen haben im Hafen. Gleich gegenüber des Stadtquais hat es „Minibüchtli“, wo wir uns abkühlen gehen und die Mädels auf der Luftmatratze rumdüsen.
Die Mittlere entdeckt eine Pizzeria (die sind in Griechenland nicht so verbreitet), wo wir uns als Abwechslung zum griechischen Salat und Tsatsiki mal wieder eine Pizza gönnen. Auf dem Platz davor schleicht plötzlich ein Fuchs rum, obwohl es viele Leute hat. Mit gemischten Gefühl beobachten wir, wie andere Gäste dem Fuchs Futter hinwerfen. Unsere Älteste spricht mit einem grieschischen Mädchen in ihrem Alter, sie reden so gut es geht englisch zusammen. Sie ist ganz begeistert, zum ersten Mal in der richtigen Welt eine Fremdsprache benutzt zu haben.
Neben den griechischen Tavernen gibt es übrigens praktisch an jeder Ecke ein Cafe, mit Pancakes, Crêpes und Waffeln; sehr griechisch. 😉